Peter Gäng


Ilse Guenther und Peter Gäng

Abwärts und wieder aufwärts

Notizen zu Herbert Guenthers Philosophie

Vorbemerkung von Peter Gäng

Eigentlich wollte ich direkt etwas zur Philosophie Herbert Guenthers schreiben, den ich für den größten zeitgenössischen buddhitischen Philosphen halte, der bis zu seinem Tod 2006 eine große Zahl von Veröffentlichungen zu Themen der buddhistischen Philosophie verfasst hat. Angesichts der zahlreichen Bereiche, über die er gearbeitet hat – angefangen bei den Lehren des Pali-Buddhismus bis hin zu der alten Überlieferung des rNying-ma Buddhismus, der er die letzten Jahrzehnte seines Lebens gewidmet hat – , lag es nahe, nur die Punkte, die mich am meisten beeindruckt haben, wenigsten kurz zu skizzieren. Den Entwurf habe ich dann an Ilse Guenther geschickt mit der Bitte, noch das hinzuzfügen, was ihr aus ihrer Perspektive wichtig erschien. Sie hat sich über den Entwurf sehr gefreut, hat dann aber doch noch erzählt, wie das alles zusammenhängt.

Ilse Guenther zu Herbert Guenthers Werdegang

Wir haben uns 1940 an der Universität München kennengelernt, wo ich das eine Sommersemester studiert habe und Vorlesungen im Seminar für Indogermanistik besucht habe (an sich habe ich in Wien Vergleichende Sprachwissenschaft und Indogermanistik studiert und so war es gut für ein Semester in München zu studieren). Herbert Guenther hatte gerade promoviert (da er während seiner Gymnasialzeit sich intensivst mit der Sanskritliteratur und Pali und Prakrit beschäftigt hatte, hat er in München unter Prof. Geiger – der an sich schon emeritiert war, aber spezielle Studenten noch annahm  –  so rasch promovieren können). Dann hat er unter Prof. Wüst an dessen indogermanistischen und vedischen Studien gearbeitet, sich aber hauptsächlich unter Prof. Geiger mit Vorarbeiten für seine Habilitation beschäftigt.

Wie wir uns kennengelernt haben, hatten wir viele gemeinsame Interessen, Musik (Flöte und Klavier), Interesse an Heidegger, Upanishaden, und vor allem auch Ablehnung der ganzen kriegerischen und rassistischen deutschen Politik. Er ist dann ein Jahr später nach Wien gegangen und hat sich dort 1943 habiliert. Danach war er Dozent in Wien und wir haben  geheiratet. In Wien kamen zwei weitere Einflüsse dazu: Kontakt mit C.G. Jungs  Tiefenpsychologie, und die Mathematik, letztere durch meinen Vater, der am Realgymnasium Mathematik und Physik unterrichtet hat und der das so gut erklären konnte, daß auch Herbert Guenther, der während seiner Studienzeit in Bremen in alles Fächern gut gewesen war, aber in Mathematik kaum etwas verstanden hatte, auf einmal  wirklich die Mathematik verstehen konnte  –   sein respektvolles, aber durchaus positives Interesse für Mathematik und Naturwissenschaften hat er sein ganzes Leben lang beibehalten.

1950  gingen wir mit unserer kleinen Tochter Edith nach Indien, er hatte einen Lehrauftrag an der Lucknow Universität für Russisch, hat natürlich Kontakt aufgenommen mit den indischen Gelehrten , vor allem mit Prof. Surendranath Dasgupta, der damals an dem letzten Band seiner Geschichte der indischen Philosophie arbeitete; er war damals krank und konnte kaum noch sehen, so mußte mein Mann jeden Morgen zu ihm hingehen und die Texte vorlesen und Notizen machen. Nach 1953  waren   wir in den  zwei Monaten Sommerferien durch Einladung von Lama Angrup,  Thakur Pratap Chand, Thakur Mangalchand und Thakur Nihalchand  jedes Jahr  in Lahoul, wo  er in den Klöstern freien Zugang hatte und in der besten Weise studieren konnte. In den Wintermonaten in Lucknow kamen oft bedeutende tibetische Gelehrte und Lamas zu uns, vor allem der Negi-Lama, der ein bedeutender Hauslehrer am  Hof des DalaiLama gewesen war; wir waren auch oft in Sarnath. 1958 wurde mein Mann an die Benares Sanskrit Universität berufen um buddhistische Studien zu unterrichten; bald nachher kamen viele gelehrte Lamas als Flüchtlinge aus Tibet  und die Sanskrit Universität bekam von der indischen Regierung den Auftrag, ein Zentrum für tibetische Studien einzurichten, wo fünf von den gelehrtesten Lamas, die Herbert auswählen durfte. als Research Scholars für die wichtigsten tibetischen Schulen gewirkt haben und 33 junge, besonders gute Lamas Sanskrit usw. studieren durften. Dieses Zentrum bekam international so einen guten Ruf, daß man in Amerika auf meinen Mann aufmerksam wurde; er wurde 1964 an die Universität Saskatchewan als Professor und Head of Department for Far Eastern Studies berufen.

Hier sind dann natürlich viele weitere Kontakte und weitere Anregungen dazugekommen, teilweise durch die tibetischen Studienzentren wie das von Tarthang Tulku in Berkley, wo er oft Kurse gegeben hat, und am Naropa Institut in Colorado (dort war er weniger gern, da war zu viel Alkohol und auch Drogenmissbrauch unter den Anhängern) ; andrerseits durch seine Graduate Students, von denen wohl der Bedeutenste der Leslie Kawamura war, den Prof. Nagao in Japan beauftragt hatte bei Herbert Guenther zu studieren. 1967 kam eine Einladung nach Yale, er hat sich aber nach einem Semester entschlossen doch lieber in Saskatoon zu bleiben;  1982 hat er ein Semester an der Universität Toronto unterrichtet, aber auch da ist er lieber in Saskatoon geblieben. Und Vorsträge hat er auch  in Deutschland (Hamburg, Bonn, Heidelberg usw.) gehalten. Nur in den letzten Jahren war er dann schon nicht mehr gesund und konnte nicht mehr herumreisen.

Peter Gäng zu einigen Aspekten der Philosophie Herbert Guenthers

Herbert Guenther hat immer wieder deutlich gemacht, dass sein philosophisches Vorverständnis naturgemäß von westlichen Denksystemen geprägt ist. Einen Aspekt bilden die modernen Naturwissenschaften, insbesondere die philosphischen Herausforderungen, die sich durch die Quantenphysik ergeben haben, die immer noch wichtige Impulse für die Philosphie liefert.

Hierzu nur zwei kurze Äußerungen von zeitgenössischen Wissenschaftlern.

Der Philsoph Michael Esfeld (Université de Lausanne): “Deshalb stützt die Quantenphysik einen naturphilosophischen Holismus statt – wie die klassische Physik – einen naturphilosophischen Atomismus.”

Spektrum der Wissenschaft, Juni 2011 S. 56)

Der Physiker Anton Zeilinger (Wien): “Ich habe das Gefühl, dass diese Dinge, die wir in der Quantenphysik sehen, zeigen, dass man so etwas wie einen goldenen Mittelweg benötigt. Die Welt ist nicht rein materiell; man kommt ohne eine geistige Komponente nicht aus. Sie ist aber andererseits auch nicht rein ideeller Natur.

Ich vermute – genau daran arbeite ich, und das ist jetzt die vorderste Front der philosophischen Überlegungen -, dass es darauf hinausläuft, dass Information und Wirklichkeit auf gleichen Beinen stehen, dass wir beides benötigen, um zu einem Verständnis der Welt zu kommen.”

(in einem Interview http://psychophysik.com/html/re025-zeilinger-anton.html)

Zusammengefasst beschreiben diese beide Äußerungen ganz zutreffen einen Aspekt dessen, was Herbert Guenther an Teilen der buddhistischen Philosophie und besonders an der Phiolosophie der rNying-ma-pa so beeindruckend fand: Danach ist unser Universum ein Ganzes (ein holon), das von vorneherein eine physische und eine geistige Dimension hat, die nicht voneinander trennbar sind, und die wir nur deshalb mit zwei Begriffen beschreiben, weil unsere Sprache es nicht anders zulässt. Dass sich diese Einsicht im Buddhismus nicht naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und daran anknüpfenden Ünerlegungen verdankt, sondern einem unmittelbaren meditativen Erleben – die genre kolportierte Behauptung, der Buddhismus sei schon so weit gewesen, wie die Quantenphysik tut beiden Unrecht! – führt zu einem zweiten Aspekt der Denkweise Herbert Guenthers. In Anknüpfung  an die Existenzphilosophie und Phänomenologie von Husserl, Heidegger und Jaspers, war er offen dafür, dass im Buddhismus Aussagen über eine “objektive” Welt eher abgelehnt wurden. Die Idee, über eine Welt zu reden, die so, wie sie ist, auch dann wäre, wenn es niemanden gäbe, der als dieser Welt angehörender über diese Welt nachdenken und reden könnte, wäre wohl ziemlich absurd erschienen. Und die daran anschließende Ideologie, über die Welt zu reden, ohne dass der oder die Redende sich als Teil dieser Welt mit den eigenen Ideen und Überlegungen und Äußerungen einbezöge, wäre auch unvorstellbar. Von daher lag es geradezu auf der Hand, eine buddhistische Philosophie sehr hoch zu schätzen, die prinzipiell phänomenologisch vorging – “aus erster Hand” kann ich nur über mein eigenes Erleben reden, was eigentlich nahezu unmöglich ist, da es hier kaum etwas gibt, worauf ich zeigen könnte und dann sagen “das da!” Verbunden hiermit war ein anthropokosmisches Weltbild, nicht etwa, weil wir das wichtigste wären, was es im Universum gibt, sondern weil wir das sind, was wir sind: erlebende Menschen. Nur eine Nebenbemerkung: In der Neuropsychologie spricht man heute gerne von einem kognitiven Bewusstsein und einem phänomenalen Bewusstsein. Über letzteres schreibt die Forscherin Élisabeth Pacherie (Chargeé de Recherche des CNRS am Institut Jean-Nicod in Paris): “Das phänomenale Bewusstsein dagegen betrifft die subjektiven und qualitativenAspekte der bewussten Erfahrung … Diese … sind allein dem Subjekt der Erfahrung zugänglich. Sie sind allein dem Individuum eigen und lassen sich sprachlich nicht ausdrücken oder überhaupt kommunizieren.” (Spektrum der Wissenschaft Spezial 1/2004 – Bewusstsein, S.6). Diese Äußerung beschreibt das Problem, obwohl man gegen die Interpretation des Problems viel einwenden könnte. Tatsächlich haben buddhistische MystikerInnen aller Traditionen immer wieder versucht, gerade diejenigen Bereiche des Erlebens, die mit Sprache kaum zu erfassen sind, mit Hilfe von Metaphern im weitesten Sinne des Wortes zu erfassen, und sie so unserer Imagination und Vision zugänglich zu machen. “Abendländische” Hilfsmittel, um das ausdrücken zu können, waren für Herbet Guenther unter anderem Zweige der Hermeneutik und der Tiefenpsychologie C. G. Jungs und Erich Neumanns.

Ein letztes “westliches” Element für das Verständnis buddhistischer Philosophien sei noch genannt. Im Buddhismus ist allenthalben davon die Rede, dass alle Phänomene nicht-beständig sind. Wohlgemerkt: nicht-beständig (a-nitya); von “vergänglich” (kshayin, kshara … alles Begriffe, mit denen man “vergänglich” ausdrücken könnte) ist nirgends die Rede. In der modernen westlichen Philosophie hat sich ausgehend u.a. von psychischen, biologischen und sozialen Phänomenen, die man eben nicht als “Dinge” beschreiben kann, weil sie sich ständig verändern und zu keinem Zeitpunkt genau so sind, wie sie einen Augenblick zuvor waren, eine Art von Prozessdenken entwickelt – manchmal abschätzig Prozess-Metaphysik genannt -, mit dessen Hilfe derartige Phänomene beschreibbar werden.

Dass Herbert Guenther überdies, wo immer es es ihm sinnvoll erschien, auch auf weitere Elemente westlichen Denkens – die Spannbreite reicht von der Gnosis bis hin zu der modernen Mathematik, besondwers wie sie im Umfeld physikalischer Prozesse entwickelt wurde – sei nur am Rande erwähnt.

Vor diesem Hintergrund sei die Beschreibung der “Denk-“weise des rNying-ma-Buddhismus, die wir Herbert Guenther verdanken, wenigstens kurz charakterisiert.

Ausgangspunk ist eine Ganzheit, die “durch und durch intelligent” ist, nicht in einem menschlich-rationalen Sinne, sondern im Sinn, dass dieser Ganzheit Geistigkeit immanent ist. Diese Ganzheit, der buddhistische Begriff dafür ist “Allgrund” (Sanskrit âlaya, Tibetisch kun-gzhi) ist nichts, was es “objektiv” gibt, die von daher auch keine zeitliche Dimension hat – sie hat keinen Anfang, kein Ende, sie ist außerhalb von Zeit oder vor aller Zeit – ist ein Prozess, der stets in zwei Richtungen verlaufen kann, die im Buddhismus je nach Perspektive mit unterschiedlichen Begriffen belegt werden: Samsara und Nirvana, sich in egologischem Denken verfangen und erwachen, in die Irre gehen und die Befreiung erlangen – alle Aspekte der Dynamik der Ganzheit sind untrennbar miteinander verbunden, sind komplementär zueinander, bis zu dem Punkt, an dem in der völligen grenzenlosen Befreiung alle Komplementaritäten aufgehoben sind. Der Prozess, von dem hier die Rede ist – Guenther nennt ihn in Anlehnung an den Quantenphysiker David Bohm Holomovement – findet wie gesagt nicht in einer “externen” Wirklichkeit in einer Zeit statt. Er ist allgegenwärtig im wahrsten Sinne des Wortes. Beschrieben wird er in den rNying-ma-Tantras vorwiegend in Bildern und Symbolen, die direkt zu uns sprechen, uns direkt ansprechen, vorausgesetzt wir sind bereit zuzuhören. Um wenigstens einen Eindruck davon zu vermitteln, will ich hier nur ein Beispiel nennen, das Guenther in seinem Buch über die Lehren des Padmasambhava (Buddhistischer Studienverlag 2011) ausführlich aus dem rNying-ma-Kanon zitiert und kommentiert. Es handelt von dem Sich-Wiederfinden, dem Prozess, den wir als In-die-Irre-Gegangene durchlaufen können und wohl auch wollen. Beschrieben wird er in einer symbolhaften Geschichte (es gibt viele Geschichten zu diesem Thema), die ich hier in der Übersetzung von Herbert Guenther (ohne seine hilfreichen Kommentierungen) in einigen Auszügen wiedergebe. Danach leben in einer mythischen Burg der Urvater (und Adi-Buddha) Samantabhadra und die Urmutter Samantabhadri mit ihrem Sohn, dem kleinen Lichtmenschen; sie besitzen alles, nur das Wunscherfüllende Juwel fehlt ihnen. Sie schicken ihren Sohn, den kleinen Lichtmenschen, auf die Reise, um dieses Wunjuwel zu gewinnen:

“Im Niemandsland zwischen Dunkelheit und Helligkeit,

In einem (versteckten) Tal, wo alles, was gesät worden ist, wächst,

Liegt ein kostbarer Edelstein, vollkommen leuchtend in einem Glanz ganz aus sich selbst.”

“Mit diesem kostbaren  vollkommen leuchtenden (Edelstein), dem Denken an sich,

finden sich Sonne und Mond, die die Dunkelheit vertreiben, und

ein Schwert, das das Irregehen durchschneidet (und diesem dadurch ein Ende bereitet); und all das

ist dort als das kostbare Juwel, das das Leben all dessen was entsteht aufrecht erhält.

Bring diesen unerschöpflichen Schatz in deinen Besitz.”

“Sobald du, Kleiner Mensch mit lichthafter Anlage und einer strahlenden Geistigkeit, dort angekommen bist,

(wirst du finden, dass) eine Seite des Landes in Helligkeit liegt,

während die andere Seite in Dunkelheit liegt.

Im Niemandsland zwischen Dunkelheit und Helligkeit (liegt)

von niemandem gefunden, unsichtbar,

von niemandem erkannt, versteckt,

von niemandem verstanden, unveränderlich,

Von niemandem erlangt, unaussprechlich,

dieses kostbare Juwel, das unveränderlich

der außerordentliche und unerschöpfliche Schatz alles dessen ist, was zustande kommt:

das Denken an sich, ein hervorragendes und unschätzbares Juwel.

Kleiner Mensch mit lichthafter Veranlagung, kaufe dieses strahlende Licht-Juwel.”

“Kaufe es von der Dame/Herrin, einer blinden alten Frau.

Schicke die drei Modalitäten der unterscheidenden Wertschätzung als Vermittler voraus, und

beschließe die Transaktion (mit Hilfe von) Vorschriften und Gelehrtheit.

Zahle dafür mit deiner intellektuell-begriffsmäßig beschränkten Sicht,

zahle dafür mit deiner egozentrischen Kontemplation,

zahle dafür mit deinem eigennützigen Verhalten,

zahle dafür mit deiner egozentrisch vorgefassten Zielsetzung,

zahle dafür mit deinen unersättlichen Begierden,

zahle dafür mit deinem Vorrat von Subjektivität,

zahle dafür mit deinem Ozean von Sehnsüchten,

zahle dafür mit deiner Bereitschaft, in die Dunkelheit einzutreten.

Wenn du diese acht Preise gezahlt hast, wirst du das einzigartige Juwel erhalten.

Mit (dem Erwerb) dieses Juwels, der kostbaren Erkenntnis dessen, was dich in dein weltliches Leben geführt hat,

hast du die letzthin gültige Nichtzweiheit gekauft (was bedeutet, dass)

du die Nichtzweiheit von Samsara und Nirvana gekauft hast und

die Nichtzweiheit von geistiger Erwachtheit und unverbesserlichem Eigensinn,

die Nichtzweiheit des Nichterkennens (einer gewöhnlichen Person) und der Modalitäten des Urwissens (eines visionär begabten Sehers).”

Abschließend noch eine Bemerkung zu Herbert Guenthers Übersetzungen aus dem Tibetischen. Sie sind, das hat er selber oft betont, hoch interpretativ. Das hat ihm viel Kritik eingetragen, nicht zuletzt, weil es auch unter dem tibetischen Buddhismus zugeneigten Menschen eine große Neigung gibt, die tibetischen Texte seien nur eine andere Formulierungsweise für Sanskrit-Texte. Dass die Tibeter selbst das Sanskrit interpretiert haben, ist aber insbesondere dann, wenn es sich um originär tibetische Texte handelt, von zentraler Bedeutung. Hier nur ein Beispiel:

Der Sanskritbegriff buddha ist wörtlich übersetzt der “Erwachte”. Der entsprechende tibetische Ausdruck ist “sangs rgyas”, was nicht einfach “erwacht” heißt: sangs heißt u.a. sich aufgelöst, geklärt, gereinigt; rgyas steht für sich ausdehen, ausbreiten, aufblühen etc. Guenther weist darauf hin, dass schon in der Palitradition das Erwachen caharkterisiert wurde als das Sich-Auflösen der Dunkelheit und das Sich-Ausbreiten des Lichtes. Deshalb hat Herbert Guenther überall da, wo nicht von dem historischen Buddha die Rede ist, sangs rgyas übersetzt mit: jemand, bei dem die Dunkeheit sich augelöst und das Lich sich ausgebreitet hat. Auf diese Weise sind seine Übersetzungen eine große Hilfe, das in den Texten Gemeinte besser zu verstehen, besonders wenn man bereit ist, sich auf unkonventionelle Formulierungen einzulassen